e-Mail im Browser ansehen
1. Neue Vorarlberger Tageszeitung, 07.01.2025 (S. NEUE3,NEUE4)

Wer wird Kanzler für ein paar Wochen?

Alexander Schallenberg ist Favorit, auch Karoline Edtstadler wäre möglich.

Nach dem Rücktritt von Karl Nehammer als Partei- und als Regierungschef steht Bundespräsident Alexander Van der Bellen vor der nächsten Herausforderung: Wer wird bis zur Angelobung der neuen Regierung neuer Hausherr im Kanzleramt? In der Hofburg interpretiert man die Verfassung so, dass nur jemand aus der bisherigen Regierung infrage kommt. Spitzenbeamte oder Experten scheiden aus.

Favorit ist Außenminister Alexander Schallenberg, in der engeren Auswahl ist auch Verfassungsministerin Karoline Edtstadler. Beide kennen das internationale Parkett, würden bei einem Sonder-EU-Gipfel kein Neuland betreten. Möglich wäre auch Vizekanzler Werner Kogler, theoretisch könnte sogar Klimaministerin Leonore Gewessler zum Zug kommen – eher unwahrscheinlich.

im Herbst 2021 knapp zwei Monate lang Regierungschef. Kürzer nahmen bisher nur Reinhold Mitterlehner (2016 nach Faymann-Rücktritt für acht Tage) sowie Hartwig Löger (2019 nach Misstrauensantrag gegen Kurz für sechs Tage) im Chefsessel des Kanzleramts Platz.

Kaum wurde Herbert Kickl mit der Regierungsbildung betraut, haben bereits die Spekulationen über mögliche FPÖ-Minister eingesetzt. Die blaue Personaldecke ist breiter als früher, in fünf Bundesländern sitzt man in der Regierung. Gute Chancen haben die Kickl-Vertraute Susanne Fürst, Kickls Kabinettschef Reinhard Teufel, Ex-ÖBB-Chef Arnold Schiefer, Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl oder Barbara KolmMinistertauglich wären auch der Welser Bürgermeister Andreas Rabl, Ex-ORF-Direktor Thomas Prantner (oder als neuer ORF-Chef),der neue steirische Landesrat Stefan Hermann und die stellvertretende Salzburger Landeshauptfrau Marlene Svazek. Schafft es Norbert Hofer nicht an die Spitze des Burgenlands, könnte auch er ein Comeback in der Bundespolitik feiern.

Michael Jungwirth